Hintergrund

Hintergrund & Führungen

Ein neues Restaurant, Theater, Galerie ist leicht zu erklären, denn im Wesentlichen kennen wir sowas. Etwas Einzigartiges braucht mehr Erklärungen.

Ich habe das Unperfekthaus 2004 als privates Unternehmen gegründet, nicht staatlich, nicht kirchlich, und ja, es soll Geld verdienen! Denn nur dann ist es dauerhaft stabil, und es werden weitere Projekte finanzierbar, ohne daß man irgendwo Förderanträge stellen oder sich einschmeicheln muß. Denn wenn jeder das mit eigenen Aktivitäten verdiente Geld selbst wieder in neue Projekte steckt, dann ist das besser, als wenn der Staat das Geld erst an sich nimmt und dann mit gewaltigem Verwaltungsaufwand an Leute verteilt, die Förderanträge ausfüllen können. Neben dem Geld ist der Spaß für mich ein zweites Kriterium, an dem ich prüfe, ob ich ein Projekt realisieren möchte. Das Unperfekthaus macht gewaltig Spaß, und ich glaube, dass es großen gesellschaftlichen Nutzen stiftet. Denn unser Städte sind voll von Orten, an denen man konsumieren kann, aber sobald man etwas selbst tun möchte, ist man doch sehr allein.
Ich strebe diese drei Ziele "Geld, Spaß, gesellschaftlicher Nutzen" gleichzeitig und gleichberechtigt an. Ich übersetze Altruismus nicht als "Uneigennützigkeit", sondern als "für andere nützlich sein", und das lässt sich problemlos damit kombinieren, selbst Spaß zu haben und auch Geld zu verdienen. Altruismus und Egoismus sind voneinander unabhängige Dimensionen, so wie "Höhe" und "Breite". Der oft gehörte Vorwurf "die Handlung war nicht altruistisch, weil auch eigener Vorteil entstand" ist m.E. genauso unlogisch wie die Aussage, "der Schrank ist nicht hoch, weil er ja auch breit ist". Wenn ein Mensch so denkt, dann entscheidet er sich für einen Lebensweg, der entweder NUR eigennützig oder NUR gemeinnützig ist. Beide Wege halte ich nicht für erstrebenswert.
Reinhard Wiesemann
Erfinder des Unperfekthauses

Gründerzentrum? Künstlerzentrum?

Gründerzentren adressieren Gewerbetreibende, Künstlerzentren sprechen Künstler an. Das Unperfekthaus vereint Kreative aus allen Bereichen und interessiert sich nicht dafür, ob jemand Geld verdienen will oder nicht.

Künstlerzentren bieten selten viel Publikum, Gründerzentren sind eher noch ruhiger. Im Unperfekthaus wird ein großer Teil der Einnahmen dafür verwendet, das Haus für Gäste attraktiv zu machen. 


Im Gründerzentrum muß man sich entscheiden, eine Firma zu gründen, seinen alten Job kündigen, ins kalte Wasser springen. Im Unperfekthaus dagegen kann man seinen Traumjob nebenberuflich bzw. neben Schule/Studium starten. 


Das Unperfekthaus soll Sprungbrett dafür sein, seinen Traum zum Beruf zu machen oder eine Firma zu gründen. Aber auch gesellschaftlich Engagierte, Vereine und Hobbyisten sind willkommen! Die Vielfalt unterschiedlichster Menschen, die aus ganz verschiedenen Motiven im Unperfekthaus aktiv sind, schafft einen Ort, dessen unglaubliche Atmosphäre auf Besucher überspringt. Und begeisterte Besucher und Club-Mitglieder sind die andere Hälfte des Unperfekthauses, kaufen Werke, vergeben Aufträge, feiern und haben eine gute Zeit im Unperfekthaus.

Woher kommt der Name?

Natürlich streben wir alle Perfektion an, ABER alles Neue beginnt unperfekt! Was waren die ersten Automobile und die ersten Computer für ein Gebastel! Wir müssen unperfekte Anfänge akzeptieren, damit Menschen Ideen und Träume ausprobieren können. Denn je mehr wir uns an die Perfektion hochentwickelter Produkte gewöhnen, desto weniger trauen wir uns, Ungewöhnliches auszuprobieren, versinken im Konsum von Fertigem und verdammen uns und andere zum Nichtstun. Im Unperfekthaus streben wir eine auch für Gäste attraktive "Werkstattatmosphäre" an, in der Menschen ihre Ideen ausprobieren, als Kreative bekannt werden, als Gruppe neue Mitglieder finden, zusammen oder allein an dem arbeiten für das sie brennen! Wir freuen uns über jede(n), dem das Haus eine Weile geholfen hat, und der es danach nicht mehr braucht. Und in den 90% aller Fällen, in denen ein Projekt letztlich doch nicht klappt, hat man sich auch finanziell nicht verausgabt und kann die nächste Idee ausprobieren


Tipp: Glaubt nicht zu sehr an eine einzelne Idee! Auch wenn man noch so begeistert ist - oft ist es die 10. Idee, die irgendwann auch wirtschaftlich funktioniert und wer nach der 1. oder 2. Idee schon ruiniert ist oder keine Energie mehr hat, wird die 10. Idee nicht mehr ausprobieren können. Aber auch dies ist nur ein TIpp - im UpH ist jede(r) frei, eigene Wege zu testen, wer will, sagt seine Meinung (so wie ich hier gerade), wer will, berücksichtigt fremde Gedanken, wer das nicht will, läßt es.


Historische Aufnahmen

Das Unperfekthaus wurde in den 1960er Jahren als Franziskaner-Kloster gebaut und stand ab Ende der 1990er Jahre leer. 2004 begann die Umnutzung zum heutigen Unperfekthaus.
  • Share by: